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Trolle

Deniz Yücel schreibt heimilch als Froehlicher Tuerke in Wikipedia

Um es hier klarzustellen: Deniz Yücel hat sich zu seinem Wikipedianamen bisher selbst nicht öffentlich geoutet, aber sein alter Ego, „Fröhlicher Türke“ hat sich vorgestern unmissverständlich dazu bekannt, indem er die Administratoren von Wikipedia erfolgreich bat, seine echte Identität auf einer Benutzerseite zu verstecken (echtes Löschen gibt es in Wikipedia nicht).

Trotz der Verheimlichung ist der alte Inhalt aber noch immer in Google ersichtlich, wenn man weiß, wie man suchen soll, nämlich nach einer der letzten Versionen mit den richtigen Suchbegriffen:

Nur, wenn man dann rechts des Treffers auf „>>“ klickt um das Vorschaubild zu sehen, kann man nur dort die alte Seite sehen. Ganz unten unter der Überschrift „FT“ sind die beiden Namen zu finden.

In der Vergangenheit hatten schon mehrere andere aus zum Teil seltsamer Ecke zum Themenbereich dieser Verbindung gemutmaßt: Michel MetzgerDie Freiheit, Meiner Meinung, PI-News (Siehe Kommentare).

Wie man an der Beitragsliste seines geheimen Accounts sieht, schreibt er in Wikipedia zu den gleichen Themen, zu denen er auch in der TAZ schreibt. Wulff und die Vuvuzelas, Gauck und seine angebliche Judenkritik. Bei letzterem Thema ist er sich auch nicht zu schade, unliebsame Details aus seiner eigenen öffentlichen Wikipediabiographie selbst zu löschen, wozu auch berechtigte Kritik durch  den bekannten Blogger Sascha Lobo gehörte, der monierte, Yücel habe Gaucks Zitat aus dem Zusammenhang gerissen und so in sein Gegenteil verkehrt. Zu seinem Wortschatz gehört mitunter „faschistische[r] sprache“. Damit versucht er offensichtlich Schreiber an seiner öffentlichen Biographie in Wikipedia durch sachfremde Konstruktion persönlicher Defizite zu vergraulen. So kann seine Wikipedia-Biographie natürlich nicht neutral werden, wie es eigentlich Wikipediastandard wäre.

Gerne erhöht er auch mal die Bekanntheit seines eigenen Blattes, indem er für eine Verlinkung in Wikipedia sorgt (weiteres Beispiel: [1]). Das ist nicht die Transparenz, die man sich für Werbung von der TAZ wünscht.

Nachtrag 11. Juni 2012: Fröhlicher Türke hat ebenfalls dementiert, Denis Yücel zu sein. Allerdings kann dieses Dementi nichts bestätigen, solange Fröhlicher Türke nicht seine angblich wahre Identität Preis gibt und der Inhaber dieser Identiät das auch öffentlich bestätigt. Solange Wikipedia nicht nur pseudonyme, sondern sogar anonyme Accounts erlaubt, wird dieses Problem bestehen bleiben und das Sockenpuppenproblem nicht gelöst werden können.

Es grüßt

Ihr David Richter

In der deutschsprachigen Wikipedia rumort es derzeit sehr laut. Deutsche Wikipedia unter Führung zweier Trolle zeigt Spaltungstendenzen, nachdem das Board der Foundation anscheinend ex kathedra (eigentlich aufgrund des Harris-Reports) beschlossen hat, einen freiwilligen Bildfilter einzurichten. Es zeigen sich (exemplarisch in der Podiumsdiskussion während der WikiCon) zwei grundlegende Tendenzen:

  1. Die Kommunikation der Foundation mit der deutschen Wikipedia lässt deutlich zu wünschen übrig. Entweder interessiert sich das Board nicht richtig für die deutsche Wikipedia oder die deutsche Wikipedia nicht richtig für die internationalen Entwicklungen. Oder beides? Jedenfalls scheint das Board der Meinung zu sein, der Harris-Report stelle so was wie die Meinung der weltweiten Wikipedianer dar und fühlt sich ermächtigt, einen Bildfilter einzubauen. Die Deutschen hingegen fühlen sich nicht beteiligt, da sie die auf Englisch geführten Ermittlungen von Harris fast nicht beachtet – und ihre Meinung daher nicht rechtzeitig Kund getan haben.
  2. Es zeigt sich dasselbe Phänomen, wie bei Stuttgart 21: Die deutschen Wikipedianer meinen, es wäre demokratisch, wenn man einen demokratischen Prozess, den man verschlafen hat, durch eine angeblich basisdemokratische Hauruck-Aktion noch Mal aus den Angeln hebt. Ich halte das nicht für demokratisch, sondern für anarchisch inkonsequent. Am Wichtigsten wäre, jetzt die Kommunikation zur Foundation zu verbessern.

Die Argumentationslinien lassen sich einfach beschreiben:

  • Die Foundation will neue Nutzergruppen erschließen und dafür zwei Dinge mit dem Filter bewirken. Sie will einerseits durch ein kurzfristiges technisches Mittel den langfristigen Frauenanteil steigern und damit die Umgangsformen freundlicher gestalten. Sie will andererseits Wissen nach dem Prinzip des geringsten Erstaunens präsentieren, um bis jetzt unterrepräsentierte Völker und empfindlichere Personen zu erreichen. Bilder werden daher nicht gelöscht, sondern freiwillig sichtbar oder unsichtbar gemacht. Dies wird nur für Bilder und nicht für Texte getan, weil bei Bildern eine neutrale Darstellung schwerer herstellbar ist als bei Texten, weil sie grundsätzlich subjektiv-emotionaler wirken und nicht bis auf den i-Punkt bearbeitet werden können, wie Texte.
  • Die Gegner des Bildfilters rufen laut Zensur!, weil sie – ohne das es derzeit Anhaltspunkte dafür gäbe – befürchten, die Programmierung eines Bildfilters könnte helfen, aus freiem Weltwissen, zensiertes Weltwissen zu machen. Die Informationen der freiwilligen Bildfilter der Wikipedia könnten aufgrund der Lizenz von anderen wie Google oder China dafür genutzt werden, unfreiwillig zu Filtern. Die Einrichtung von Filtern könnte dazu führen, dass in Wikipedia radikale Gruppen nur noch mit Filtern beschäftigt wären und so die Filter immer mehr und strenger gefiltert würde. Sie halten den Bildfilter für eine technische Lösung eines sozialen Problems.

Fazit: Die Meisten reden aneinander vorbei. Gerade jetzt wäre der Zeitpunkt, zu dem die deutsche Community der Foundation grundsätzliche Hinweise geben könnte, wie man bei der Programmierung des Bildfilters Missbrauch reduzieren oder vermeiden könnte. Vielleicht könnte man sogar noch einvernehmlich ein Überdenken des Bildfilters bewirken. Aber stattdessen gibt es einige, die eine Blockadepolitik vorbereiten und so das Grundproblem, die schlechte Kommunikation zwischen deutscher Community und Foundation noch verschlimmern.

Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet Trolle wie Widescreen und Liberaler Humanist das Feld der Gegner anführen. Ihre Spezialität ist es, Kommunikation zu stören.

Es grüßt

Ihr David Richter